Eine kurze Familienchronik der Familie Wiederich/Widderich

Die älteste urkundliche Erwähnung unseres Namens reicht in das Jahr 1230 zurück, als im „Erdbuch”, in der Steuerliste des Dänenkönigs Waldemar die Wyrikshaereth, die spätere Wiederichsharde mit einer Zahlung erwähnt wurde. Dabei handelte es sich um einen um 1640 in den Fluten der Nordsee untergegangenen Landesteil Schleswig-Holsteins, von dem heute nur noch die Inseln Langeneß, Oland und Gröde bestehen. Der Name bedeutet: Wyrik, Weidenreich, also Eigentümer vieler Wiesen.
1420 besetzte im Zusammenhang mit den Stammeskriegen der Dithmarscher gegen die „Knigsfriesen”, also die dem Dänenkönig untergeordneten Nordfriesen oberhalb der Eider, der Dithmarscher Cord Widderich die Insel Strand in der Nordsee mit ca. 50 Dithmarscher Kriegern. Er setzte mit drei nordseetauglichen Schiffen zu der Insel über, nimmt die alte Kirche von Pellworm mit ihrem damals noch intakten Turm als Hauptquartier und raubt die nordfriesische Küste bis hoch nach Riepen (Ribe) aus. Sein Sohn war der Landesbevollmächtigte der freien Bauernrepublik Dithmarschen, Johan Widderich aus Lunden.

Die Familie Widderich, - entgegen der Schreibweise in den Berichten der friesischen Chronisten gab es damals den Namen „Wiederich” noch nicht, er entwickelte sich erst später auf Grund von Schreibfehlern, siedelte um 1500 in der Umgebung von Wesselburen, in Reinsbüttel-Blankenmoor. Dies war zu der Zeit ein Moorgebiet direkt an der Nordsee-Küstenlinie. Büsum war damals noch eine durch das Meer getrennte Insel. Sie gehörten zum „Geschlecht” - zum Familienverband der „Beensmannen”. Der seit 1480 urkundlich erwähnte und später von vielen Widderichs benutzte und noch heute in Museen vorhandene Gipsabdruck des Familienwappens zeigt ein Bein bis übers Knie auf blauem Grund mit zwei Seesternen. Gedeutet wird dieses Wappen so, daß man nur mit bloßen Beinen durch die Priele und die blaue See zu den „Uthlanden”, den außerhalb der Deiche gelegenen Landflächen der Widderichs gelangen konnte.

Im Jahre 1500 nahmen die wehrtauglichen Männer, unter anderen auch Olde Hermann Widderich aus Hassenbüttel sowie andere aus der Familie Widderich an der „Großen Fehde”, der Schlacht gegen das Heer des Dänenkönigs Christian I teil, der mit den Rittern des dänischen Reiches (incl. Norwegen und Schweden), den Schleswig-Holsteiner Rittern, Mecklenburger, Brandenburger und Oldenburger Rittern sowie dem Landsknechtstruppe der „Schwarzen Garde” von 3000 Mann, insgesamt etwa 12.000 Mann, die Bauernrepublik Dithmarschen überfiel, um sich dieses freie Land anzueignen. Im Dithmarschen der damaligen Zeit gab es keine Leibeigenschaft, das Land wurde von den 48 Landesbevollmächtigten regiert, die vom Volk gewählt wurden. Auch die Widderichs waren hunderte von Jahren Landesbevollmächtigte in Dithmarschen. Die Dithmarscher errichteten bei Hemmingstedt eine Schanze, die vorerst nur mit ca. 300 Mann besetzt wurde. Dann durchstachen die freien Bauern am 17. Februar 1500 bei Regen und Schneetreiben die Deiche, um das umliegende Land unter Wasser zu setzen. Die dadurch auf der höheren Straße „gefangenen” dänischen Eroberer wurden dann von den seitlich heranstrümenden ca. 5000 Dithmarschern vernichtend geschlagen. Dabei ist zu bedenken, da damals schon die 15 jährigen Jungen, aber auch noch die 60 jährigen Alten mit in die Fehde mußten, zu Hause bleiben durften nur Frauen, Kinder und Alte.

Ein erneuter Überfall des nächsten Dänenkönigs führte 1559 dann zum Untergang der freien Bauernrepublik Dithmarschen.

Aus dem Jahre 1705 wird Carsten Widderich aus Blankenmoor als Landes- und Kirchspielsbevollmächtigter in einem Schreiben erwähnt, das 1705 geschrieben, aber erst 1989 bei der Restaurierung in der goldenen Kirchturmskugel entdeckt und kopiert wurde.

Die nächsten Generationen lebten dann bei Wesselburen in Reinsbüttel/Blankenmoor/Neuenkirchen/ als Bauern. Im Rahmen der Erbfolge ging der Hof in Dithmarschen nach dänischem Recht um 1740 an den jüngeren Bruder Claus.

In Folge dessen verließ Hans Widderich Dithmarschen und lebte dann mit seiner Familie wie später auch sein Sohn Johann Widderich in Rendsburg - Neuwerk als Soldaten, als „Constabel” beim Königl. Dänischen Artillerieregiment. Hans Widderich war nach seiner Militärzeit als „Ratsdiener”, also nach heutigem Sprachgebrauch als Vollziehungsbeamter beim Rendsburger Magistrat im alten Rathaus tätig. Sein Sohn Johann ging nach seiner Militärzeit nach Pahlen und lebte dort als Schuster.

Johann Widderich hatte zwei Söhne mit den Namen Hans und Johann. Hans hatte 11 Kinder, von denen fast alle heute in Deutschland, Australien, Kanada und Hong-Kong noch lebenden Widderichs abstammen.

Johann, der den Beruf eines Schneiders hatte, war unser Vorfahre; auch er hatte wiederum einen Sohn mit Namen Johann. Dieser war Tischler und Zimmermann und ging auf Wanderschaft in Schleswig-Holstein. Er ließ sich in Eiderstedt, in Oldenswort nieder. Hier schrieb ein Pastor den Namen nicht Widderich, sondern Wiederich, und seitdem heißen wir so. Johann hatte 9 Kinder - ein Jahr nach der Geburt des letzten Kindes starb er 1862 im Alter von 47 Jahren. Von diesen Kindern wanderten drei Söhne nach Iowa, Amerika aus; die anderen sechs Kinder blieben in Schleswig-Holstein oder Hamburg.

Johann Jürgen Christian Wiederich wurde als eines von vier Kindern von August Christoph Wiederich in Oldensworth in Eiderstedt geboren. Ihm blieben beruflich auf dem Lande nicht viele Möglichkeiten. So faßte er im Alter von 16 Jahren den Entschluß, zur Schiffsjungen-Ausbildung der Kaiserlichen Marine zu gehen und Seemann zu werden. Am 2. April 1900 trat er seinen Dienst an und wurde schon am 18.Mai 1900 auf das Schulschiff Gneisenau, eine gedeckte Kreuzerkorvette mit Kanonen, mit 70 weiteren Schiffsjungen versetzt. Ein halbes Jahr später, am Sonntag, 16. Dezember 1900 ging das Schiff in einem Sturm beim Hafen von Malaga unter. Von 469 Mann Besatzung starben 41.

Jürgen Wiederich überlebte und diente bei der Marine bis zum 5.2.1920, bis zur Reduzierung der Kaiserlichen Marine nach dem verlorenen 1. Weltkrieg . In dieser Zeit nahm er an der siegreichen Skagerrak-Schlacht 1916, an der Eroberung der baltischen Inseln und an dem Gefecht am Moonsund 1917 als Geschützführer des Schlachtschiffes „Hessen“ teil. Nach dem Abschied von der Flotte wurde er 1922 Vollziehungsbeamter beim Finanzamt Plön, dies schützte ihn jedoch nicht davor, 1944 und 1945 noch einmal im 2. Weltkrieg eingezogen zu werden. Von 1940 bis 1946 war er erster Vorsitzender des Plöner Seglervereins bei dem er seit April 1924 Mitglied war. 1924 begann mit dem ersten eigenen Segelschiff auf dem Plöner See auch die Segler-Tradition der Wiederichs auf dem Großen Plöner See.

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